Auf Weltreise zu gehen klingt nach Freiheit, Abenteuer und einem Leben voller Leichtigkeit. Aber was bedeutet es, wenn man diesen Schritt mit einer Angststörung wagt? Für viele mag der Gedanke, sich der Welt zu öffnen, unvorstellbar sein, wenn man mit den inneren Mauern einer Angststörung kämpft. Doch genau darin liegt die Stärke: trotz der Angst loszuziehen, in dem Wissen, dass es eine Reise nach außen und nach innen wird.
Ich leide jetzt schon seit ein paar Jahren an einer Angststörung, die mich seitdem jeden Tag begleitet. Lange Zeit hätte ich nie gedacht, dass eine Weltreise für mich überhaupt möglich wäre. Die Angst, die mir so oft die Luft zum Atmen nahm, bestimmte meinen Alltag und ließ mich an meinen eigenen Fähigkeiten zweifeln.
Doch vor meiner Reise habe ich einen entscheidenden Schritt gewagt: Ich habe mir professionelle Hilfe gesucht und eine Therapie begonnen. Gemeinsam mit meiner Therapeutin habe ich nicht nur gelernt, meine Ängste besser zu verstehen, sondern auch Werkzeuge an die Hand bekommen, um mit ihnen umzugehen. Es war ein langer Prozess, aber am Ende der Therapie stand eine Frage im Raum: Was wäre, wenn ich es tatsächlich wagen würde?
Mit diesem Beitrag möchte ich also anderen, die an einer Angststörung leiden Mut machen – egal um welchen Traum es geht – es gibt immer einen Weg nach vorne.
Der ständige Begleiter: Angst
Eine Angststörung ist nicht einfach nur „ein bisschen Nervosität“ oder „gelegentliche Unsicherheit“. Es ist ein Zustand, der sich tief in den Alltag eingräbt, Entscheidungen beeinflusst und manchmal sogar lähmt. Der Gedanke, die gewohnte Umgebung zu verlassen, birgt eine Vielzahl von Fragen:
– Was, wenn die Angst mich übermannt, und ich weit weg von meinem sicheren Zuhause bin?
– Was, wenn ich in einem fremden Land nicht zurechtkomme oder etwas schiefgeht?
– Was, wenn ich mich völlig verloren fühle und in eine Panikattacke rutsche?
Diese Fragen sind nicht nur hypothetisch – sie begleiten einen jeden Tag. Aber genau deshalb wird eine Weltreise auch zu etwas so Bedeutungsvollem: Sie ist eine Konfrontation mit der Angst und gleichzeitig der Beweis, dass das Leben mehr ist als die Grenzen, die die Angst uns vorgibt.
Warum sich dieser Schritt lohnt
Eine Angststörung will dich kleinhalten. Sie will dir einreden, dass du nicht mutig genug bist, nicht stark genug, um der Welt zu begegnen. Aber das Leben hat so viel mehr zu bieten, als sich vorzustellen, was alles schiefgehen könnte. Auf Weltreise zu gehen, bedeutet nicht, die Angst hinter sich zu lassen – sie kommt mit. Aber es bedeutet, ihr nicht mehr die Kontrolle zu überlassen.
Jeder Tag ist eine Gelegenheit, sich selbst zu beweisen, dass man stärker ist, als man denkt. Die Momente, in denen die Angst laut wird, sind hart, aber sie zeigen auch, dass man diese Momente durchstehen kann. Und dann gibt es die anderen Momente: die Sonnenaufgänge, die fremden Gerüche, die Begegnungen mit Menschen, die dich bereichern. Diese Erfahrungen wiegen die schweren Stunden auf – immer wieder.
Praktische Herausforderungen und Strategien
Mit einer Angststörung auf Weltreise zu gehen, erfordert Vorbereitung und Achtsamkeit. Hier sind einige Dinge, die helfen können:
- Plane bewusst, aber flexibel: Ein grober Reiseplan gibt Sicherheit, aber lass Raum für spontane Anpassungen. Zu strikte Pläne können zusätzlichen Stress erzeugen.
- Sicherheitsanker schaffen: Nimm kleine Dinge mit, die dich beruhigen – eine Musik playlist, ein Buch, ein Geruch, der dich an Zuhause erinnert. Oder auch bestimmte Rituale beibehalten, die dir gut tun.
- Kommunikation ist alles: Sprich mit deinem Reisepartner oder Menschen, denen du vertraust, über deine Ängste. Das entlastet und gibt dir das Gefühl, nicht allein zu sein. Und es hilft unglaublich beim reflektieren!
- Langsam reisen: Statt von einem Ort zum anderen zu hetzen, plane längere Aufenthalte ein. Das gibt dir Zeit, dich an neue Umgebungen zu gewöhnen und Überforderung zu vermeiden.
- Hilfe holen: Es ist völlig in Ordnung, auch unterwegs Unterstützung in Anspruch zu nehmen – sei es durch Gespräche mit anderen Reisenden, Online-Therapien oder sogar professionelle Hilfe vor Ort, falls nötig.
- Medikamente: je nach Stärke der Angst können auch diese notwendig sein – ich selber nehme Lasea, ein rein pflanzliches Medikament aus Lavendel Öl.
Die Angst als Lehrer
Die größte Erkenntnis, die ich auf dieser Reise gemacht habe, ist: Angst ist nicht dein Feind, sie ist dein Lehrer. Sie zeigt dir, wo deine Grenzen liegen – und gibt dir gleichzeitig die Chance, sie zu verschieben. Und dieser Schritt ist so unglaublich wichtig!! Denn wenn die Angst dich kontrolliert und du die Situationen meidest in denen du sie spürst, wird der Zirkel nur immer kleiner und irgendwann so schlimm das du dich eventuell nicht mal mehr traust aus dem Bett zu steigen.
Klar es gibt Tage, an denen ich mich überwältigt fühle, Tage, an denen ich mich frage, warum ich überhaupt losgezogen bin. Aber dann gibt es diese anderen Tage – die, an denen ich den Mut spüre, etwas zu tun, das mich vor Monaten noch lähmte.
Das erste Mal wieder alleine in ein Geschäft in der Mall zu gehen und es genießen zu können, ohne Angst Gedanken wie „was ist wenn es mir plötzlich schlecht geht und keiner ist da, der mich auffängt, nur fremde Menschen die mich anstarren „?
Diese kleinen Siege sind riesig – sie zeigen, dass die Angst zwar da ist, aber sie nicht mehr alles kontrolliert.
Was diese Reise bedeutet
Eine Weltreise mit einer Angststörung ist nicht einfach. Es gibt Momente der Überforderung, des Zweifelns, der Erschöpfung. Aber es gibt auch Momente, die voller Schönheit und Bedeutung sind – die dir zeigen, dass du mehr bist als deine Angst.
Es ist der Mut, der Angst ins Gesicht zu sehen und trotzdem weiterzugehen. Es ist die Erkenntnis, dass das Leben voller Unsicherheiten steckt, egal wo du bist– aber genau darin liegt auch die Freiheit.
Wenn du dich fragst, ob du mit einer Angststörung auf Weltreise gehen kannst, dann sage ich dir: Ja, du kannst. Es wird nicht immer leicht sein und du musst dich anders vorbereiten als die meisten, aber es wird dich wachsen lassen, dir zeigen, wie stark du wirklich bist. Und das allein macht jede Herausforderung wertvoll.
Wichtig ist jedoch, diesen Schritt nicht unüberlegt zu gehen. Sprich unbedingt mit deinem Therapeuten oder deiner Therapeutin darüber, bevor du eine so große Entscheidung triffst. Gemeinsam könnt ihr schauen, ob du bereit dafür bist, welche Strategien dir helfen können und wie du dich bestmöglich vorbereitest. Jeder Mensch und jede Angststörung ist individuell – deshalb ist es entscheidend, deinen ganz persönlichen Weg zu finden, der für dich funktioniert.




